Die griechische Metal Band Eylsion weiß mit ihrem 3. Studio-Album auf ganzer Linie zu überzeugen. „Bring Out Your Dead“ wirkt ausgereift und ist stilistisch sehr facettenreich, geprägt von vielen unterschiedlichen musikalischen Einflüssen, gewürzt mit einer guten Portion Dunkelheit und Melancholie. 8,5/10

Elysion wurden bereits im Jahr 2006 gegründet. Nach dem 2009er Debüt „Silent Scream“ und dem 2014er Nachfolger „Someplace Better“, ist das neue Werk „Bring Out Your Dead“, nun das 3. Album der griechischen Formation. In den Anfangsjahren haben Elysion begonnen, ihren eigenen musikalischen Stil zu finden. Mit ihrem neuen Album haben sie sich ein gutes Stück weiter entwickelt und eine sehr reif wirkende Scheibe am Start. Grundsätzlich kann man die Musik der Griechen durchaus in der Gothic Rock/Metal Ecke einordnen aber das würde der Vielfalt der Einflüsse die diesem wunderbaren Werk zugrunde liegen, sicherlich nur bedingt gerecht werden. Von Gothic Metal über Dark Metal, bis hin zu Modern Rock, Dark Rock, Dark Wave und sogar ein bisschen Pop Musik, ist die Liste erkennbarer Stilelemente doch sehr lang. Sogar gelegentliche, progressive Nuancen sind gut erkennbar. Was aber klar deutlich wird, ist die immer wieder melancholisch akzentuierte und oft sehr dunkle Ausstrahlung bei fast allen Songs, die nur gelegentlich, von ein wenig Licht erhellt wird. Es ist Elysion ganz hervorragend gelungen, all diese Elemente in ein rundes und schlüssiges Gesamtkonzept zu packen. Somit haben die Griechen ein sehr facettenreiches aber durchaus auch recht eingängiges Album gemeinsam kreiert, das mit einer Gesamtlänge von einer knappen dreiviertel Stunde, durchweg auf hohem Niveau, zu gefallen weiß. Ein ganz entscheidender Faktor für das Charisma der Stücke ist Sängerin Christianna (Christiana Hatzimihali) die 2008, noch vor dem ersten Album, die im Genre durchaus sehr bekannte Maxi Nil (Jaded Star) abgelöst hat und seitdem einen grandiosen Job als Frontlady bei Elysion macht. An den Gitarren begeistern Johnny Zero (Giannis Giannikos) und NiD (Nikos Despotopoulos). Hinterm Schlagzeug sitzt der Laitsman alias Ilias Laitsas. Am Bass gab es unlängst einen Wechsel. FXF (Antonios Bofilakis) hat vor Kurzem die Band verlassen und wurde vom aktuellen Tieftöner Andreas Roufagalas ersetzt. Ich vermute, die Bass-Spuren auf dem Album wurden aber noch von FXF eingespielt. Ein enger Vertrauter der Band, der auch gerne mal als sechstes Bandmitglied bezeichnet wird, ist Dimitris Tzortzis, der für das herausragende Cover Artwork verantwortlich zeichnet. Bei der Produktion wurden Elysion von Mark Adrian unterstützt, der „Bring Out Your Dead“ auch gemixt hat. Fürs Mastering wurde dann Nasos Nomikos eingesetzt. Mit ihrem starken Label Massacre Records im Hintergrund und dieser fantastischen neuen Scheibe im Gepäck, dürfte das einen Quantensprung in der Bandgeschichte bedeuten. Wer sich bei der Musik von Bands wie beispielsweise Walk In Darkness, False Memories, End Of Green, Forever Still oder Scarlet Dorn zu Hause fühlt, der wird hier sicher auch das eine oder andere persönliche Highlight entdecken können, wenn Elysion uns die Welt in ihren dunkelsten Farben präsentieren.

Es geht recht rasant los, mit dem modern ausgerichteten „Blink Of An Eye“. Geprägt von starken, fast wütenden Gitarren-Riffs und leicht progressivem Klangmuster, steht gleich einer der ganz großen Hits am Anfang bereit. Sängerin Christianna legt ihr ganzes Können in die Waagschale, agiert zum Vers-Teil im getragenen Stil und hebt die Vocals dann zu hymnischer Größe beim Refrain. „Crossing Over“ war die erste Single nebst Video, die unlängst schon veröffentlicht worden ist. Eine sehr gute Wahl, möchte ich an dieser Stelle bemerken. Die Nummer geht super ins Ohr und verkörpert die Musik von Elysion in ganz besonderer Weise. Gut akzentuiert mit Keys und Synths und der naturgegebenen Schwere, bewegt sich der Song in Gefilden von Dark Rock, Dark Wave und Gothic. Die Vocals beginnen sanft mit etwas Melancholie, zum Chorus hin mit deutlicher Intensivierung, ebenfalls von der Instrumentierung her. „Far Away“ überzeugt mit sehr guter, im Fokus stehender Gitarren-Arbeit, sowohl bei Lead, als auch bei Rhythm. Johnny Zero und NiD sind hier voll in ihrem Element und zeigen wie stark sie sind. Christianna sorgt zudem mit ihrer wunderbaren Stimme für ein facettenreiches Klangerlebnis. Egal ob es die schweren, dunklen Vocals zum Vers sind, die Ausdrucksstärke beim opulenten Refrain oder die Brillanz bei der epischen Bridge vor der abschließenden Chorus-Passage, sie findet immer die perfekte Ausstrahlung. Teils noch gedoppelt mit Backings, vermittelt das sehr viel Volumen und Kraft. Kommen wir zu meinem persönlichen Top-Favoriten „Buried Alive“. Das Stück startet ruhig und weist auch insgesamt einige balladeske Züge auf. Stimmlich und inhaltlich sehr dunkel und melancholisch, mit großer Emotionalität, ab dem 2. Chorus, sogar mit majestätischer Erhabenheit. Dazu ein paar schöne Arrangements und eine zunächst etwas zurückhaltende Gitarren-Begleitung. Der Songaufbau ist hervorragend gelungen, mit einer sukzessiven Steigerung, eigentlich fast bis zum Ende hin. Ein wirklich ganz großartig erzeugter Spannungsbogen, der für sehr viel Tiefe und Intensität sorgt und so, auch einige Gänsehaut-Momente bereit hält. „As The Flower Withers“ startet recht wuchtig und rifflastig. Zum Vers stehen als Begleitung Bass und Schlagzeug im Blickpunkt. Die Gesangsmelodie ist wunderbar komponiert, mit dem sehr schönen, fast verträumt wirkenden Refrain, als zwischenzeitlichem Höhepunkt. Der starke instrumentale Mittelteil, liefert eine sehr düstere Stimmung und verleiht dem Stück noch etwas mehr Charisma. „Raid The Universe“ wird mit einer fein gespielten Lead-Gitarre eingeleitet, Drummer Ilias Laitsas meldet sich dann auch zu Wort und liefert den schweren Rhythmus, der dem Lied zugrunde liegt. Das Stück hat einen durchaus mystischen Charakter, mit emotionalen Momenten aber auch sehr großem Abwechslungsreichtum. Stilistisch bin ich ganz klar in der Richtung von Walk In Darkness. „This Time“ wird von schönen Keyboard-Klängen eingeleitet, die schwer wirkenden Gitarren von Johnny Zero und NiD stehen dabei zunächst eher im Hintergrund. Christianna gibt dem Song Tiefe aber auch gleichermaßen viel Ausdruckskraft. Die Melodieführung ist mitunter recht launig und fast sogar ein wenig positiv inspiriert. Im Weiteren werden dann auch die Gitarren dominanter und sehr geschickt ins Rampenlicht gestellt. Einige schöne Arrangements geben zusätzliches Volumen und ein paar spoken words lockern die Sache noch etwas auf, als zusätzliches Highlight. „Brand New Me“ hätte kommerziell gesehen, ganz sicher das Zeug für eine Single Auskopplung. Mit einem leichten Pop-Rock Appeal zum Auftakt und einem genialen Refrain nach tollem Übergang, hätte die Nummer alles, was es für Airplay und Chart Voraussetzungen brauchen würde. Unnötig zu erwähnen, dass hier auch das Ohrwurm-Barometer am Anschlag steht. Nach einer energiegeladenen Bridge, gibt es noch ein kurzes aber brillant gespieltes Gitarren-Solo, was sogar mit einem Hauch Blues akzentuiert wurde. Das nachfolgende „Blue Seasons“ hat eine recht moderne Ausstrahlung und ist insgesamt ziemlich kraftvoll. Das tolle Zusammenspiel zwischen den Gitarren von Johnny Zero und NiD mit den Drums von Ilias Laitsas ist hier ebenso genial, wie der gesamte Spannungsaufbau des Stückes, der im mittleren Tempo, hervorragend auf den Refrain abzielt. Auch das abschließende „Eternity“ besticht mit gut inszenierter Dramaturgie. Zur grundsätzlichen Schwere, gesellt sich die fantastisch gespielte Lead-Gitarre dazu, mit einer prägenden Melodie-Führung. Insgesamt ist das Lied deutlich von Modern Rock beeinflusst aber viel facettenreicher, als man das von dieser Stilrichtung gewohnt ist und auch mit ein paar Überraschungen garniert. Christianna agiert ein mal mehr, auf aller höchstem Niveau, nicht nur mit ihren herausragenden Lead-Vocals, auch die mitunter epischen Backings, sind hier unbedingt hervorzuheben. Das Stück und somit auch das Album, gehen mit einem überragenden Song und einer gewissen Portion an klanglicher Opulenz zu Ende. Und weil es so schön war, am besten gleich nochmal von vorne!

„Bring Out Your Dead“ ist ein tolles Album geworden, mit einer wirklich großen, stilistischen Vielfalt. Elysion haben es ganz hervorragend hinbekommen, alle diese Einflüsse in ihren eignen, sehr authentischen Sound einfließen zu lassen und ein sehr homogenes und abwechslungsreiches Album zu komponieren. Herzlichen Glückwunsch an Elysion zu einem Meisterwerk, das viel Hoffnung auf eine tolle Zukunft der Griechen macht! „Bring Out Your Dead“ wird am 17.03.2023 veröffentlicht. Merkt euch diesen Termin unbedingt vor, auch ein neues Video („Raid The Universe“) wird es davor noch geben!

Band

Christianna (Gesang)
Johnny Zero (Gitarre, Keyboard)
NiD (Gitarre)
Andreas Roufagalas (Bass)
Ilias Laitsas (Schlagzeug)

Titel

  1. Blink Of An Eye
  2. Crossing Over
  3. Far Away
  4. Buried Alive
  5. As The Flower Withers
  6. Raid The Universe
  7. This Time
  8. Brand New Me
  9. Blue Seasons
  10. Eternity
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