2005 veröffentlichen Dyecrest ihr zweites Studioalbum „This Is My World“. So viel vorweg: Gebt dem Album die Chance, zu wachsen. Es lohnt sich absolut. Es ist ein wahres Meisterwerk.

Dyecrest – Power Metal aus Finnland, damit verbindet der geneigte Hörer dieses Genres ja durchaus eine gewisse Erwartungshaltung. Doch ehrlich gesagt, das Debüt von Dyecrest konnte mich nicht wirklich zufriedenstellen. „The Way Of Pain“ ist sicher nicht schlecht, aber auch nicht herausragend, plätschert irgendwie dahin, ohne mich zu packen. Es gibt einfach so viele bessere Scheiben aus jenem Land mit seinem schier unerschöpflichen Quell hochbegabter Rock- und Metalmusiker.

Im Vergleich zum Debüt weist das Nachfolgewerk doch eine vielleicht entscheidende Änderung auf: Janne Oskanen wurde ersetzt durch Kimmo Blom. Zugegeben, ich verehre den Mann für seine Stimme. Urban Tale, Boys Of The Band, Heartplay, später Angelo de Nile – allesamt tolle, wenn auch völlig unterschiedliche Bands und allen schenkte Kimmo seine phantastische und so ausdrucksstarke Stimme. Somit kam ich nicht umhin, mir auch die zweite Dyecrest zu kaufen.

Mein erster Eindruck von „This Is My World“: abwechslungsreich, tolle Melodien, kraftvolle Gitarren, komplexe Songstrukturen, aber irgendwie auch sperrig. Es will nicht so recht zünden. Und singt hier wirklich die ganze Zeit nur Kimmo?

Ja und es überrascht mich einmal mehr, wie variabel der Mann am Mikro arbeiten kann. Außerdem habe ich den Eindruck, dass die sage und schreibe drei!!! Gitarristen Pirkka Ohlis, Matti Pasanen und Henri Arola im Vergleich zum Vorgänger deutlich besser harmonieren, sich wunderbar ergänzen, technisch gereift sind und den Songs ordentlich Druck aber auch feine Details geben.

Meine Highlights: „Rush Of Life“ mit seinem Traumsolo und einem Refrain, der sich schnell in die Gehörgänge festsetzt. „Hollow“ ist einer der schnellsten Titel des Silberlings und wunderbar zum Anheizen für Tempoläufe oder ähnliches geeignet. Es folgt „Man Who Was Me“. Das Intro ist meisterhaft. Der Song würde auch zu manch einer Prog-Band passen, so perfekt ausgearbeitete sind seine Spannungsbögen. Und einmal mehr: bei diesen Lead-Vocals habe ich phasenweise den Eindruck, dass meine Boxen gleich platzen – wow. Fast schon balladesk startet „Dream Of Crowm“ und steigert sich peu à peu in Intensität und Tempo. Der Song besticht durch seine fließenden Melodien und die herzzerreißenden Vocals. Zum Abschluss liefern die Finnen noch die wunderschöne Ballade „Took My Will To Feel“.

Das Album braucht Zeit. Mit jedem Durchlauf fallen mir mehr Facetten auf. Mit jeder Runde gefallen mir die Songs besser und besser. Die Scheibe hat meiner Meinung nach keinen einzigen schlechten Song. Der eine oder andere braucht einfach länger. Und wie gesagt, es lohnt sich, „This Is My World“ eine zweite und dritte Runde im Player zu genehmigen.

Ich habe selten ein so facettenreiches Album gehört. Es ist leidenschaftlich, mitreißend, technisch versiert und brillant produziert. Ich kann die zweite Dyecrest nicht wirklich einem Genre zuordnen. Klar hat sie viele Elemente des klassischen Heavy Metal. Dazu kommt die Würze aus Prog-Rock, Melodic-Rock, typisch skandinavischen Power Metal und viel Individualität. Gratulation Jungs. Von „This Is My World“ bin ich 100% überzeugt.

Die Youtube-Videos sind in Deutschland leider gesperrt. Daher hier der Link zu Spotify:
https://play.spotify.com/album/7A51TpqgEpXsm3dcCMp5DZ

 

Line Up:

Kimmo Blom (Vocals)
Pirkka Ohlis (Gitarrre)
Matti Pasanen (Gitarrre)
Henri Arola (Gitarrre)
Jukka Matilainen (Bass)
Niko Takala (Drums)

Tracklist:

  1. Fight Fear with Fire
  2. Rush of Life
  3. Hollow
  4. Man Who Was Me
  5. Dream of Crown
  6. Failed One
  7. Banished
  8. My Only Sin
  9. Credulous Soul
  10. Took My Will to Feel
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