Die deutsch/türkische Symphonic Metal Band Dream Ocean stellt ihr 2. Album vor. Wie schon auf dem Debüt, gibt es auch bei „The Missing Stone“, eine herausragende Sammlung wunderbarer Kompositionen. Mit viel Liebe zum Detail und einem großartigen Gespür für mitreißende und facettenreiche Song-Strukturen, sind hier 11 individuelle Meisterstücke entstanden, die bei Fans des Genres, für große Begeisterung sorgen werden! 9/10

Bereits mit dem 2018er Debüt „Lost Love Symphony“ konnten Gründerin, Sängerin und Hauptkomponistin Başak Ylva und ihre Band Dream Ocean, die Fans des sinfonischen Heavy Metal überzeugen. Die türkische Sopranistin hat ihre Karriere schon vor etlichen Jahren in ihrer Heimat begonnen, ehe sie dann den Weg nach Deutschland gefunden hat. Die letzten Jahre, seit dem Debüt, wurden intensiv für das Songwriting zu Album Nr. 2, „The Missing Stone“ genutzt und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen oder besser, hören lassen. Ein sehr wichtiger Bestandteil auf der neuen Scheibe, ist zweifelsohne Sebastian Heuckmann. Der talentierte Bassist und Komponist, hat sich nicht nur maßgeblich am Songwriting beteiligt, sondern auch noch die Arrangements, die Orchestrierung und wesentliche Teile der Produktion übernommen. Ebenfalls fester Bestandteil der Band ist Gitarrist Frederic Denuell, der mit so manchem Solo und etlichen fetten Riffs, dem Album eine gute Portion Heavyness verpasst hat. Seit dem Erstlingswerk hat eine bemerkenswerte Weiterentwicklung stattgefunden und so ist es der deutsch/türkischen Formation gelungen, auf das Debüt nochmal ordentlich einen drauf zu setzen, eigentlich in allen Bereichen. Im Besonderen die opulenten Orchesterparts und die teils mit Gastmusikern eingespielten Streicher-Passagen, geben den Songs Klasse und Volumen. Das Talent tolle Melodiebögen und sehr feine Refrains zu komponieren und zu vertonen, hat Başak Ylva schon auf „Lost Love Symphony“ nachgewiesen und das hier, auf „The Missing Stone“, weiter perfektioniert. Neben dem opulenten aber niemals überladenen Symphonic Metal Bombast, gibt es aber durchaus auch moderne Einflüsse zu entdecken und auch die eine oder andere progressiv angehauchte Sequenz, wird dem geneigten Zuhörer nicht verborgen bleiben. Der Standort Deutschland und die hier im Land möglichen Verbindungen und kurzen Wege in die Heavy Metal Szene, dürften für Dream Ocean eine gute Chance sein, sich zu etablieren. Mit diesem großartigen 2. Album im Gepäck, werden sich vor allem auf dem Live-Sektor, bestimmt einige Türen öffnen. Durch die neuerliche Veröffentlichung in Eigenregie, wird auch ein vermarktungstechnisches Geschick deutlich, dass bei weiteren Vorhaben, sicherlich sehr hilfreich sein kann.

„Nightmare“ ist der aussagekräftige Titel des instrumentalen Intros. Hier werden alle Mittel aufgefahren, die das Stück auch für den Soundtrack eines Horror-Films qualifizieren würden. Es folgt die direkte Überleitung zu „Dark Miracles“, einem der ganz großen Highlights auf dem Album. Ein energiegeladener, riffbasierter Song, mit ordentlich Tempo und einem hymnischen Refrain, der einem so schnell nicht wieder aus dem Ohr geht. Tolle Streicher-Passagen untermalen die Wirkung des Stückes hervorragend und die eingestreuten Growls von Sebastian Heuckmann komplettieren den Song. „Pendulum Of Time“ ist ein sehr facettenreiches Lied, mit modernen und progressiven Elementen. Großartige Momente durch Keys und Violine. Dazu gibt es einen mit großer Emotionalität gesungenen Refrain, die Verse teils sanft und getragen. Başak Ylva mit einer echten Glanzleistung. Auch hier, ein paar gut installierte Growls von Sebastian. Mit richtig fetten Arrangements überzeugt die Monster-Hymne „The Great Silence“. Im mittleren Tempo gehalten, mit träumerisch wirkender Vocalline. Ein genialer Ohrwurm. „Lucid Air“ ist dagegen ziemlich wild und ungezügelt, sehr ausdrucksstark, einmal mehr, mit herausragenden Streicher-Passagen, die hier für die Akzente sorgen. Nun folgen meine beiden absoluten Top-Favoriten. Zunächst „As I Die“. Eine Mid-Tempo-Hymne mit einer der stärksten Gesangleistungen die ich in diesem Jahr gehört habe. Die türkische, klassisch ausgebildete Sopranistin, darf man, nein, muss man, zur obersten Liga der weiblichen Stimmen im Heavy Metal-Zirkus zählen. Die Fortführung ihrer Gesangsausbildung, die auch ein Grund ihres Umzugs nach Köln war, macht sich deutlich bemerkbar. Diese Kraft und das Volumen in ihrer Stimme, ist einfach nur fantastisch. Dazu gibt es bei „As I Die“ aber auch ein weiteres Mal, die wunderbare Gitarren-Arbeit von Frederic Denuell zu bewundern. Ein tolles Solo und eine großartige Melodie-Führung. Zum Abschluss dieses sehr emotionalen und gleichermaßen mitreißenden Songs, gibt es ein finale furioso, mit richtig sattem Tempo. Nummer 2 bei meinen Top-Favoriten ist „Eterna Espera“. Auch dazu gibt es ein cooles Video. Mit sanften Piano-Klängen geht es hier los, der düstere und melancholische Unterton gibt die Richtung vor. Eine wunderschöne Halbballade, mit einem überragenden, fast schon hymnischen Chorus. Sensationell! „Daydreamer“ gibt es eigentlich schon etwa seit 10 Jahren. Für „The Missing Stone“ haben Dream Ocean sich diesen Song noch einmal vorgenommen und ich möchte sagen, rund erneuert und in 2 Text-Varianten auf dieses Album gepackt. Dazu später aber noch mehr. Das Stück wird von kraftvollen Riffs begleitet, opulente Orchester-Parts bilden den Rahmen und die schöne Vocalline mit sehnsüchtigem Unterton, ist quasi die Leinwand dieses wundervollen, musikalischen Gemäldes, die das Lied so außergewöhnlich macht. Ein geniales Solo von Frederic Denuell und ein sehr intensives und energetisches Ende, sind weitere Highlights des Stückes. „Song To The Ocean“ ist eine traumhafte Ballade, die zu wesentlichen Teilen klassisch instrumentiert ist. Sehr schwer und düster, mit einer brillanten Başak Ylva und einem eindrucksvollen Gastbeitrag an der Violine, von Gabriele Boschi. Wenn man so will, kann man dieses Kunstwerk klassischer Musik, auch gerne als Einleitung zu dem folgenden Titel-Stück „The Missing Stone“ sehen. Diese epische 10-Minuten-Nummer bietet alles und ich meine, wirklich alles, was Başak Ylva, Sebastian Heuckmann und Frederic Denuell im Repertoire haben. Ein bombastischer, abwechslungsreicher Geniestreich dreier Musiker, die mit solchen Kompositionen, ohne Zweifel, zur Spitze des sinfonischen Heavy Metal gehören und den Vergleich mit Bands wie Nightwish, sicher nicht scheuen müssen. Es stimmt hier einfach alles. Tolle Riffs, überragende Arrangements, super Melodie-Bögen, variable Tempo-Gestaltung und natürlich eine grandiose Vocal-Performance. Teils sanft, teils treibend, bewegt sich der Song voran, bis hin zu einem mega Finale, begleitet von gigantischen Chören. Da kann einem schon mal die Luft weg bleiben. Wirklich stark!. Als Zugabe gibt es dann noch den Titel „Uyan“. Dies ist die türkische Version des schon besprochenen Liedes „Daydreamer“. Beide wurden vor einigen Wochen gemeinsam, vorab veröffentlicht. Das Stück lebt sehr stark von den Emotionen und ich finde, dass diese in Başak’s Muttersprache, noch deutlich intensiver wirken, was natürlich auch ein wenig in der Natur der Sache liegt.

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt, leider hat es die unlängst veröffentlichte, sensationelle Version von „The Phantom Of The Opera“, die Başak Ylva zusammen mit Tommy Johansson (Sabaton, Majestica) im Duett gesungen hat, nicht aufs Album geschafft. Das wäre noch ein echter Knaller gewesen, schade. Aber gut, das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. „The Missing Stone“ ist ein herausragendes Album, das für Dream Ocean der erhoffte Durchbruch werden kann. Herzlichen Glückwunsch an Başak Ylva, Sebastian Heuckmann und Frederic Denuell zu einem echten Meilenstein in der Band-Historie. In diesem Sinne, „Let’s get rocked, not infected!“

Band

Başak Ylva (Gesang)
Frederic Denuell (Gitarre)
Sebastian Heuckmann (Bass, Keys, Orchester-Arrangements)

Titel

  1. Nightmare
  2. Dark Miracles
  3. Pendulum Of Time
  4. The Great Silence
  5. Lucid Air
  6. As I Die
  7. Eterna Espera
  8. Daydreamer
  9. Song To The Ocean
  10. The Missing Stone
  11. Uyan
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