Gerade mal eineinhalb Jahre nach ihrem Debüt, legen Dark Sarah mit „The Puzzle“ ein grandioses zweites Album nach, was sogar nochmal eine Steigerung bereit hält.

Nach dem überragenden Erstlingswerk von Heidi Parviainen‘s neuer Band Dark Sarah im späten Frühjahr 2015, gelingt es der finnischen Sopranistin ein weiteres Glanzstück zu komponieren. Gemeinsam mit Mikko P. Mustonen kreiert die frühere Amberian Dawn-Sängerin zehn fantastische Songs, die als weiteres Konzeptalbum an die Geschichte von „Behind The Black Veil“ anknüpfen.

Zur Geschichte. Sarah ist immer noch gefangen in einer Art Zwischenwelt, fast wie in einer Zeitschleife ohne Ausweg. Dort durchlebt sie als ihre seelisch komplett abgedriftete, dunkle Hälfte, eben als Dark Sarah, eine Reise ins Ungewisse zwischen zwei Welten. Auf „The Puzzle“ führt sie ihr Weg auf eine geheimnisvolle, im Nebel versteckte Insel mitten im Ozean, wo sie lustigen kleinen Menschenwesen, Drachen, merkwürdigen Statuen und allerlei anderen sonderbaren Kreaturen und Orten begegnet. Um ihre Seele zu retten muss sie drei Rätsel lösen. Mit der Lösung des dritten, trifft sie zum Ende erneut auf ihr „Schicksal“. Wie schon auf dem ersten Werk gesungen von der großartigen Manuela Kraller (Ex-Xandria). Jeder Song erzählt stimmungsvoll einen Teil der fantasiereichen Geschichte. Wen es interessiert, die ganze Story gibt es auf der Homepage von Dark Sarah zu lesen, unter www.darksarah.com. Eine farbenprächtige und schöne Erzählung. Schaut mal rein, es lohnt sich.

Kommen wir zur Musik. Einige Kollegen der schreibenden Zunft haben am Debüt kritisiert, dass das doch gar kein richtiges Metal-Album mehr sei und zu viel klassische Spielerei im Vordergrund stehen würde. Nun, ich habe diese Meinung zwar nie geteilt aber all diese Unkenrufe dürften spätestens jetzt verstummen. Dark Sarah’s neues Werk ist ein gewaltiges Symphonic-Metal-Album geworden, mit allen Facetten die man sich nur vorstellen kann. Von kräftigen Metal-Riffs, über teils gar progressiv angehauchte Passagen, bis hin zu den klassischen Elementen, liefern die Finnen hier das volle Programm ab. Fantastische Gitarrenparts wechseln sich mit opulenten Melodiebögen ab, wie man sie so nicht jeden Tag zu Hören bekommt. Die deutlich härtere Gangart verleiht den Stücken natürlich noch mehr Power, mehr Dynamik und ist vielleicht auch der Dramaturgie der Geschichte geschuldet.

Mit dem klassischen Intro „Breath“ geht die Reise auf die „Island In The Mist“ los. Dies ist ein druckvoller Einstieg gefolgt von „Little Men“, dem schon ein paar Monate vorab veröffentlichten ersten Video. Weitere besondere Highlights sind das locker/luftige „For The Birds“ mit einem verspielten aber phänomenalen Refrain, bei dem Heidi Parviainen einmal mehr die Größe ihrer Stimme zeigt. „Dance With The Dragon“ könnte problemlos als metallischer Ableger vom Phantom der Oper durchgehen. Das vielleicht bombastischste Stück von „The Puzzle“, mit Gastsänger Juha-Pekka Leppäluoto (Charon, Nothern Kings, Poisonblack), glänzt mit einer tollen Abhandlung der Thematik Beauty and the Beast und begeistert neben den beiden Vokalisten auch mit einer sehr filigranen Instrumentierung. Siehe dazu auch das überragende Video. Das folgende „Cliffhanger“ überzeugt mit einer sehr feinen, fast betörenden Gesangsmelodie und einer, dem Teil der Story entsprechend gemäßigten „Lautstärke“. Für „Aquarium“ konnte Heidi einen weiteren hochkarätigen Gast gewinnen. Mit Charlotte Wessels (Delain) gelingt der vielseitigste Song des Albums. Regelmäßige Tempi-Wechsel, große Chöre, schnelle Riffs und die stimmliche Harmonie der beiden Sängerinnen, machen dieses Lied zu einem wahren Monster-Track. Im abschließenden „Rain“ verlässt Dark Sarah die Insel und begegnet, wie oben schon angedeutet, ihrem „Schicksal“, erneut gesungen von Manuela Kraller (Ex-Xandria). Dieser zunächst ruhige, dann hymnische, dramatische aber auch durchaus fröhlich/gelöst anmutende Abschluss des Albums, ist in meinen Augen, das mitreißendste Stück von „The Puzzle“. Der Song macht nicht nur Lust darauf gleich wieder von vorne zu beginnen, sondern natürlich auch auf folgende Werke von Dark Sarah. Die Reise von Sarah/Dark Sarah ist sicher noch nicht zu Ende. Bleibt weiterhin der große Wunsch offen, dass Heidi Parviainen und ihre Mannen diese kurzweilige und bilderreiche Geschichte auch mal, im Rahmen einer größeren Tour, auf die Bühne bringen. Can’t wait to see you on stage.

Band

Heidi Parviainen (Gesang)
Erkka Korhonen (Gitarre)
Sami Salonen (Gitarre)
Rude Rothstén (Bass)
Thomas Tunkkari (Schlagzeug)

 

Tracks

  1. Breath (Intro)
  2. Island In The Mist
  3. Little Men
  4. Ash Grove
  5. For The Birds
  6. Deep And Deeper
  7. Dance With The Dragon (feat. JP Leppäluoto)
  8. Cliffhanger
  9. Aquarium (feat. Charlotte Wessels)
  10. Rain (feat. Manuela Kraller)
Tagged with →  
Share →

Schreibe einen Kommentar