Mit diesem Album hat sich die stimmgewaltige Sopranistin Heidi Parviainen nach ihrem Weggang von Amberian Dawn einen Lebenstraum erfüllt.

Wer ein Symphonic-Metal-Feuerwerk erwartet, wird möglicherweise zunächst etwas enttäuscht sein. Die Gewichtung liegt hier sicher mehr auf „Symphonic“ als auf „Metal“ aber alle musikalischen Feingeister, die auch an einer spannenden Geschichte mit großer Dramaturgie Freude haben, sollten dringend ein Ohr riskieren. Es lohnt sich!

Es geht bei diesem Konzeptalbum um die Geschichte der jungen Sarah, die auf dramatische Weise vor dem Traualtar von ihrem Liebsten, wegen einer anderen Frau verlassen wird. Nach tiefer Trauer und großer Leere folgen mordlüsterne Rachepläne, bis ihr dunkles Ich (Dark Sarah) immer mehr die Kontrolle übernimmt. Sie driftet weiter und weiter in eine düstere Welt aus realen und irrealen Empfindungen ab und ist immer weniger Herr ihrer Sinne. Konflikte zwischen beiden Ichs verleihen der Story eine weitere Finesse. Zum Ende hin klärt sich ihre Gefühlswelt zwar wieder etwas auf, ohne aber den letzten Schatten von ihrer Seele zu nehmen.

Das Ganze würde sich hervorragend eignen, um ein düsteres Metal-Musical daraus zu machen. Die Musik orientiert sich in Härte und Intensität natürlich sehr stark an der Dramaturgie der Geschichte und den damit verbunden Emotionen. Daher auch viele ruhigere Parts, v.a. zu Beginn des Albums.

Mit Manuela Kraller (Ex-Xandria), Inga Scharf (Van Canto) und Toni Kakko (Sonata Arctica), konnte die stimmlich überragend agierende Finnin, drei absolute Genregrößen als Gesangspartner (-innen) für sich gewinnen.

Los geht dieses, mit großem Herzblut erschaffene Werk, mit dem bereits 2014 veröffentlichten Video „Save Me“. Dem etwas ruhigen aber dramatischen Opener, folgen dann die Stücke „Poison Tree“ und „Hide And Seek“ welche die Geschichte langsam in Richtung der Verwandlung treiben. Mit dem sicher größten Epos und der gleichzeitig zweiten Video-Veröffentlichung („Memories Fall“) geht es dann weiter. Im Duett mit ihrem „Schicksal“ in Person von Manuela Kraller wird Sarah hier endgültig zu Dark Sarah. Mit „Evil Roots“ folgt das zweite Duett, hier mit Inga Scharf. Das Tempo steigert sich langsam und in der Folge wird es musikalisch deutlich härter (z.B. „Hunting The Dreamer“, „Silver Tree“). Mit „Light In You“, dem vielleicht emotionalen Höhepunkt und gleichzeitig letzten Duett, mit Toni Kakko in der Rolle des Mondes, endet die eigentliche Geschichte von Sarah/Dark Sarah. Als Zugabe gibt es aber noch ein weiteres Highlight. Mit „A Grim Christmas Story“ schließt das Album mit einer sehr düsteren aber auch irgendwie spaßigen Kurzgeschichte ab, die der morbiden Fantasie (oder doch keine Fantasie…!?) von Dark Sarah entsprungen ist. Auf jeden Fall zaubert mir dieser Song, trotz aller Schwärze, immer wieder ein leichtes Schmunzeln ins Gesicht.

Das lange Warten auf diese einmalige, wunderbar vertonte Erzählung, hat sich auf alle Fälle gelohnt. Bleibt zu hoffen, dass wir dieses Glanzstück des Symphonic-Metal auch bald auf den Bühnen dieser Welt bewundern dürfen.

Band:

Heidi Parviainen (Gesang)
Erkka Korhonen (Gitarre)
Sami Salonen (Gitarre)
Rude Rothstén (Bass)
Thomas Tunkkari (Schlagzeug)

 

Tracklist:

  1. Save Me
  2. Poison Apple
  3. Hide And Seek
  4. Memories Fall (feat. Manuela Kraller)
  5. Evil Roots (feat. Inga Scharf)
  6. Violent Roses
  7. Hunting The Dreamer
  8. Fortress
  9. Silver Tree
  10. Sun, Moon And Stars
  11. Light In You (feat. Toni Kakko)
  12. Sarah’s Theme
  13. Memories Fall (Orchestral Version)
  14. A Grim Christmas Story
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