Pünktlich zum fünfzehnjährigen Bandjubiläum gibt es Studioalbum Nummer vier: „Sunbound“. Und ich muss zugeben, dass der Silberling der Finnen bei mir nun erst einmal auf Dauerschleife läuft.

Ich habe die Debüt-CD „False Metal“ 2007 in einem Plattenladen in Helsinki entdeckt und mich seither in die Musik der Band verliebt. Somit sorry, wenn das Review nicht wirklich objektiv ausfällt. Gute Musik ist in meinen Augen Medizin für die Seele, entspannt, macht glücklich. Und wenn eine Scheibe bei mir bestens funktioniert, so findet sie der nächste vielleicht grausam. Aber kommen wir zur Rezension zu „Sunbound“: Gleich der instrumentale Opener „Sunbound“ erzeugt bei mir Gänsehaut. Der Übergang zu „Help Is On The Way“ ist grandios gelungen. Keyboard-Teppiche, Emppus traumhafte Gitarrenarbeit … Ich fühle mich zurückversetzt in die 80er, diese wunderbare musikalische Epoche und Wiege des Stadionrock. Bands wie Bon Jovi, Journey, Def Leppard oder Poison waren Superstars und haben mit Leichtigkeit auch die größten Arenen gefüllt. 30 Jahre später hat sich die Welt weitergedreht, und natürlich auch die Musikwelt. Klassischer Hardrock, AOR, Glam Rock und wie sie alle heißen, wurden in den Hintergrund gedrängt. Klar gibt es noch jede Menge Bands, welche diese Musik mit Leidenschaft zelebrieren, doch gelingt es kaum noch einem dieser Musiker, gut davon zu leben. Nightwish- und Brother Firetribe Gitarrist Emppu Vuorinen mag das gelingen, primär sicher Nightwish geschuldet. Sänger Pekka Heino muss seine Brötchen auf verschiedenen Wegen verdienen, z.B. mit Auftritten mit der Cover-Band Rock & Roll Sensation. Ich habe das Glück, beide Bands mehrfach live gesehen zu haben und spürte einen gewaltigen Unterschied. Rock & Roll Sensation machen ihre Sache gut, sehr gut sogar. Doch dieses lodernde Feuer in den Augen, wenn Pekka mit Brother Firetribe die eigenen Songs live spielt, habe ich nur dort gesehen. Alle fünf sprudeln vor Leidenschaft für diese, ihre Musik. Klar mag der eine oder andere der Band mangelnde Eigenständigkeit vorwerfen. Das Rad erfinden Brother Firetribe mit „Sunbound“ bestimmt nicht neu, doch welcher Band gelingt das schon?

Jedes Album war bisher in sich rund und trägt die Handschrift von „Brother Firetribe“, so auch Nummer vier. Und so empfinde ich die 2017er Veröffentlichung als ein Stück weicher verglichen mit dem Vorgänger „Diamond In The Firepit“. Es setzt die Eigenschaften des 80er Hardrock / AOR noch konsequenter um. So erinnert mich die erste Single-Auskopplung „Taste Of A Champion“ an den Sound der alten Box-Streifen, das Intro von „Phantasmagoria“ an das Anthem zu „Top Gun“. „Give Me Tonight“ ist ausgesprochen antreibend, ein perfekter Jogging-Begleiter. Und zumindest mit dem sphärisch klingenden „Shock“ beweisen sie in meinen Augen eben doch Eigenständigkeit. So, Schluss mit dem Zerpflücken von „Sunbound“. Jeder, der den guten alten Sound der 80er mag, wird die Scheibe lieben. Das Album ist rockig, fließend, vor positiver Energie strotzend. Es macht mir tierisch Spaß, die CD zu hören. Freunde moderner elektronischer Musik oder Anhänger der richtig harten Klänge liegen wohl daneben.

Auch pünktlich zum Jubiläum sind Brother Firetribe zurück auf Tour, zunächst auf Finnlands Bühnen und im Herbst im Rest Europas. Auch in Deutschland macht das Quintett einige Stationen, erstmals als Headliner. Hannes Pirilä war ja bereits bei der letzten Tour dabei, erstmals ist er auch auf einem Album zu hören. Und das ist auch der einzige Personalwechsel seit Bandgründung. Am Bass arbeitet nach wie vor Jason Flinck, am Keyboard ist Gründungsmitglied Tomppa Nikulainen dabei. Lasst es Euch nicht entgehen.

 

Line-Up:

Pekka Ansio Heino – Vocals
Emppu Vuorinen – Gitarre
Jason Flinck – Bass
Hannes Pirilä – Drums
Tomppa Nikulainen – Keyboard

 

Tracklist:

  1. Sunbound
  2. Help Is On The Way
  3. Indelible Heroes
  4. Taste of a Champion
  5. Last Forever
  6. Give Me Tonight
  7. Shock
  8. Strangled
  9. Heart of the Matter
  10. Restless Heart
  11. Big City Dream
  12. Phantasmagoria
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