Lange haben die Fans von Blackbriar auf diesen Moment gewartet. Das Album-Debüt der Niederländer ist veröffentlicht! „The Cause Of Shipwreck“ ist eine sehr filigrane und liebevoll komponierte Symphonic-/Gothic-Metal – Scheibe, mit einer Vielzahl magischer und mystischer Momente. Lasst euch verzaubern! 9/10

Der Weg von Blackbriar begann 2012. Bereits kurze Zeit später folgten die ersten Singles, ehe dann zwischen 2017 und 2019 gleich 3 EP’s („Fractured Fairytales“; „We’d Rather Burn“; „Our Mortal Remains“) auf den Markt kamen. Nicht zu vergessen, die wundervolle Single „Snow White And Rose Red“ (2019) mit Ulli Perhonen (Snow White Blood), als Gastsängerin. Auch bedingt durch die Corona-Pandemie, haben die Arbeiten zum Debüt nun doch recht schnell Formen angenommen. Die Veröffentlichungen aus den letzten Jahren und auch die 2019er Tour mit Epica, haben den Fan-Kreis bereits stark anwachsen lassen und so wurde das erste Ziel der Crowdfunding Kampagne, in gerade mal 24 Stunden erreicht. Das würde ich tatsächlich als sensationell bezeichnen. Erfreulicherweise kam noch eine ganze Menge mehr dazu und so ist ausreichend Geld da gewesen, um „The Cause Of Shipwreck“ mit einigen tollen Videos zu bewerben und auch ansonsten, die tollen News unters Volk zu bringen. Eines ist auf alle Fälle schon jetzt klar, um mich damit auf den Album-Titel zu beziehen, „Schiffbruch“ werden die 6 Holländer mit ihrem Mega-Debüt, ganz sicher nicht erleiden. Das Songwriting ist bei Blackbriar, im Wesentlichen, eine Teamarbeit. An den Gitarren haben wir Bart Winters und Robin Koezen, den Bass bedient Frank Akkerman, hinter den Drums sitzt René Boxem und die feinen Klänge vom Keyboard, steuert Ruben Wijga bei. Für die Lyrics und natürlich auch für den wundervollen Gesang ist Zora Cock zuständig, eine absolut einzigartige, charismatische und facettenreiche Sängerin, die mich mit ihrer, mitunter fast schon betörenden Stimme, schon seit etlichen Jahren begeistert. Die Produktion dieses epischen Werkes haben Blackbriar, wie gewohnt, in die erfahrenen und versierten Hände von Joost van den Broek (u.a Xandria) gelegt, dem hier vielleicht sein absolutes Meisterstück gelungen ist. Natürlich möchte ich auf das außergewöhnliche Cover-Artwork eingehen. Wer die Band schon länger verfolgt, hat zweifelsohne festgestellt, dass das Design der EP’s und nun auch das des Albums, eine klare Linie, mit einer eindeutigen Handschrift aufweist. Die gezeichneten Bilder, die die Vorderseiten zieren, stammen alle aus der Hand des Künstlers Alip Hudaya und sind ausnahmslos in den Farben schwarz, weiß und inzwischen auch rot, gehalten. Ich denke mir, das steht symbolisch für die dunkle Seite der Musik, die aufhellenden Momente, die für die Dramaturgie der Stories entscheidend sind und rot verkörpert natürlich die Farbe des Blutes, unser aller Lebensgrundlage aber sicherlich auch, die wundervolle Haarpracht von Zora Cock. Die rote Mähne ist ihr Markenzeichen. Die Texte der jungen, hoch begabten Sängerin, sind sehr vielschichtig und extrem emotional. Man merkt förmlich, wie sie die geschriebenen Worte, in den Songs durchlebt, in all ihren Höhen und Tiefen. Tolle Geschichten über mystisches, magisches, tief schwarzes aber auch reales und Themen aus der Natur, sind mit dabei. Man merkt bei jeder gesungen Strophe, bei jedem gespielten Ton, dass Blackbriar sich sehr viel Zeit für die Entstehung ihrer Lieder nehmen und mit unheimlich viel Liebe zum Detail, die Stücke komponieren. Es gibt da auch keinerlei erkennbare Grenzen, es gibt keine „Schublade“ oder keine „Blaupause“ für die Musik. Kein Muster, nachdem Songs zu schreiben sind, keine Limitierung wegen der Anzahl „ruhiger“ oder „harter“ Songs. Nein! Das gibt es bei Blackbriar nicht! Hier geht es nicht darum ein Stück zu komponieren, das besonders heavy ist oder etwa besonders lang. Bei den, im niederländischen Assen beheimateten Künstlern, steht die individuelle Qualität der Lieder klar im Vordergrund und die richtige Ausarbeitung der jeweiligen Stimmung, die mit den einzelnen Songs erzeugt werden soll. Das ist in dieser Form absolut außergewöhnlich, fast schon einzigartig und gibt Blackbriar damit, sogar so etwas wie eine Alleinstellung, in diesem doch sehr stark beanspruchten Markt. Davor kann ich nur meinen Hut ziehen. Wenn ihr euch darauf einlasst, werdet ihr die Intention, um die es diesen großartigen Musikern geht, sicher auch sehr schnell erkennen und meiner Einschätzung beipflichten. Ich empfehle für den optimalen Genuss dieses unfassbar guten Albums unbedingt Kopfhörer zu verwenden und sich vollkommen in der Musik zu verlieren. Ihr werdet feststellen, dass sofort Bilder im Kopf entstehen, man kann sich die Story der Songs vorstellen, ich sehe das ganze sogar in einem Opernhaus, mit verschiedenen Bühnenbildern und vor großer Kulisse. Lasst eurer Fantasie freien Lauf. Ich verspreche euch einen sagenhaften Hörgenuss. Wem Blackbriar bislang eher unbekannt sind, kennt vielleicht die italienischen Bands Walk In Darkness oder False Memories. Ich will das gar nicht direkt vergleichen aber zumindest spielen beide Bands auch sehr ausgefeilte, detailorientierte Musik, begleitet von ziemlich dunklen Bildern. Wer das mag und vielleicht auch gerne mal Snow White Blood hört, wird Blackbriar definitiv lieben. Nun möchte ich euch aber nicht länger auf die Folter spannen und ein paar Worte über die düsteren Geheimnisse verlieren, die sich hinter „The Cause Of Shipwreck“ verbergen.

Wir starten mit „Confess“, einem vielseitigen Opener. Tolle Orchestrierung, im weiteren, kräftige Drums und feine Gitarren, teils ein wenig im Hintergrund gehalten, die dann aber zur treibenden Kraft dieses Stückes werden. Zora Cock mit sanfter Stimme zu Beginn, ausdrucksstark und sehr wandlungsfähig in der Folge. Toller Start! Unheilschwanger beginnt „Weakness And Lust“, einer meiner Top-Favoriten des Albums. Ein Song mit mystischem Charakter, hat auch ein kleines bisschen was von Horror-Film-Musik. Aus den Lyrics dazu, ist auch der Album-Titel entnommen worden. Mit wuchtiger Instrumentierung wird das Stück vorangetrieben. Klasse Schlagzeugspiel von René Boxem, mit optimalem Timing, der Refrain spannt dann den Bogen bis zum Zerreißen. Genial! Wunderbare Streicher, kombiniert mit zusätzlichen Arrangements liefern einen starken Background für „Through The Crevice“. Die getragene Vocalline gipfelt in einem hymnischen Refrain, Bart Winters und Robin Koezen mit herausragender Gitarrenarbeit, sowohl beim Riffing, als auch bei dem starken Solo in der Mitte. Ein wahnsinnig filigran komponiertes Stück, das nicht zuletzt wegen der so vielseitigen Stimme von Zora Cock, tatsächlich ein wenig an eine Operette erinnert. „The Séance“ ist ein perfektes Beispiel dafür, wie Blackbriar die Geschichte der Songs perfekt in Szene setzen, wie Zora fast schon eins wird, mit dem Stück. Oder sagen wir mal, sie „lebt“ das Lied. Die Grundstimmung passt natürlich perfekt zum Titel. Die rothaarige Sängerin klingt hier fast wie ein finsteres Medium. Das ist einfach schön zum Genießen, nicht zu vergessen, der fantastische, energiegeladene Refrain. Die opulente Orchestrierung und die druckvollen aber nicht dominanten Instrumente, komplettieren dann diesen Über-Hit. Unbeschreiblich gut! Hauptsächlich von Piano-Klängen und ein paar Streichern begleitet, begeistert „You’re Haunting Me“, als melancholische, wirklich finstere, tief schwarze Ballade. Mit voller sinfonischer Metal-Power startet „Walking Over My Grave“. Ruben Wijga liefert hier erneut einen verdammt starken Klangteppich für dieses Mega-Highlight. Zora Cock verkörpert hier stimmlich alles, von einem verängstigten kleinen Mädchen, bis hin zur großen Opern-Diva. Ich finde kaum Worte, um meine Begeisterung für diese herausragende Vokalistin auszudrücken aber das ist euch sicher schon aufgefallen. Die Rhythmus-Abteilung um Frank Akkerman und René Boxem, schafft es bei dem Stück in ganz besonderer Weise, das Tempo zum Refrain hin zu steigern, das geht in einem Fluss dahin und macht damit auch „Walking Over The Grave“, zu einem unvergesslichen Erlebnis. Mit feiner Gitarren-Melodie beginnt „My Down-To-Earth Lover“. Begleitet von dezenten Riffs und fantastischer Orchestrierung, bewegt sich dieses facettenreiche Stück in Richtung Höhepunkt. Etwa ab der Mitte entfalten sich dann alle Instrumente in voller Stärke, Zora agiert zwischen sanft, fast schmachtend, bis hin zu hochemotional. Ein Genuss für alle musikalischen Feinschmecker! „Selkie“ hat einen sehr persönlichen Charakter, mit verträumter und sehnsüchtiger aber auch tief trauriger Stimmung. Auch hier werden Drums und Gitarre wieder so perfekt eingesetzt, dass die Dramaturgie des Songs, den Zuhörer komplett aus dem Sitz reißt. Erst diese ruhige Einleitung und dann die massive, kontinuierliche Steigerung der Intensität. Eine extrem ausdrucksstarke und gefühlsbetonte Mega-Hymne, mit einer wunderschönen Geschichte! Die Grundidee zum nun folgenden „Deadly Diminuendo“, ist unter dem Eindruck des gewaltigen Bergmassivs, des Mont Blanc entstanden. Sowohl inhaltlich, als auch musikalisch, ist der Gegensatz gut zu spüren. Die Größe und Stärke der Natur, gegen den kleinen, fast hilflos wirkenden Menschen. Ein sehr abwechslungsreicher und energetischer Song. „Lilith Be Gone“ ist dann leider schon das Ende dieses wundervollen Albums, aber ein absolut würdiges Finale. Sinfonisch, im mittleren Tempo. Sanft treibendes Gitarre-/Bass-/Schlagzeug-Spiel von Bart, Robin, Frank und René, dazu feine Arrangements aus der Hand von Ruben. Auch Zora abschließend noch einmal mit einer gesanglichen Höchstleistung. Hochemotional, sehr ausdrucksstark und wahnsinnig verspielt gesungen. TOP! Wer es jetzt noch nicht verstanden hat, dass hier ein ganz außergewöhnliches Stück Musik-Geschichte entstanden ist, dem ist leider auch nicht mehr zu helfen.

Liebe Musiker von Blackbriar, ich verneige mich und ziehe meinen Hut. Herzlichen Glückwunsch zu eurem Album-Debüt „The Cause Of Shipwreck“. Ein einzigartiger und ganz wunderbarer Hörgenuss, das kann ich gar nicht oft genug betonen. Hoffentlich bis bald mal auf Tour. In diesem Sinne, bleibt gesund und kreativ. „Let’s get rocked, not infected!“

Band

Zora Cock (Gesang)
Bart Winters (Gitarre)
Robin Koezen (Gitarre)
Ruben Wijga (Keyboard)
Frank Akkerman (Bass)
René Boxem (Schlagzeug)

Titel

  1. Confess
  2. Weakness And Lust
  3. Through The Crevice
  4. The Séance
  5. You’re Haunting Me
  6. Walking Over My Grave
  7. My Down-To-Earth Love
  8. Selkie
  9. Deadly Diminuendo
  10. Lilith Be Gone
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