Nichts ist beständiger als der Wandel. Dieses Sprichwort nehmen sich Xandria sehr zu Herzen, was die Rolle der Lead-Vocals angeht. So ist „Neverworld’s End“ das einzige Album mit Manuela Kraller.

Zu allererst – ich mag Female-Fronted-Metal nicht wirklich. Ja, es gibt die eine oder andere Ausnahme: alte Nightwish, Amberian Dawn, Within Temptation … und dann wird es eigentlich auch schon dünn.

Mai 2014: Ein guter Freund überredete mich, ihn zum Xandria-Konzert nach Memmingen zu begleiten. Im Vorprogramm waren u.a. Serenity und Lyriel gelistet – somit durch die Bank Female-Fronted-Bands. Wie ihr euch denken könnt, war ich mäßig begeistert. Aber er hat so geschwärmt, dass ich mir ein Ticket geholt habe.

Manchmal muss man über seinen eigenen Schatten springen und Freunden einfach mal etwas glauben. Und ja Thomas, Xandria haben auch mich begeistert. Sicherlich erfinden Xandria das Rad nicht neu. Schon rein optisch machen sie auch keinen Hehl daraus, wo sie ihre Inspiration fanden. So erinnert mich das Cover zu „Neverworld’s End“ an „Once“ von Nightwish. Was man hier hört, orientiert sich meiner Meinung nach schon sehr stark an der Tarja-Ära der Finnen. Aber was soll’s – die Songs verkörpern Bombast, Kraft, Energie, Traummelodien… kurzum es ist richtig guter Symphonic-Metal.

Xandria 07 Kaminwerk 2014

Xandria
Kaminwerk Memmingen 2014
Marco Heubaum
Philip Restemeier
Steven Wussow
Gerit Laam

Das Album ist von vorn bis hinten stimmig und aus einem Guss. Der Opener „A Prophecy Of Worlds To Fall“ erinnert mich an eine Mischung aus einer klassischen Oper und der Filmmusik zu „Der Herr Der Ringe“. Die Steigerung hin zum Einstieg von Manu Kraller ist perfekt komponiert und produziert. Mit gut sieben Minuten Länge kann man schon fast von einem Epos sprechen.

Als nächstes erklingt „Valentine“. Xandria bleiben ihrer Linie treu und überzeugen mit mitreißenden Gitarren von Philip Restemeier und Marco Heubaum, punktuell eingesetzten Chören und zwischenzeitliche Double-Bass-Passagen von Gerit Lamm, die dem Song gehörig Antrieb geben.

Es folgen drei absolute Highlights: „Forevermore“, „Euphoria“ und „Blood On My Hands“. Bombastische Arragements, wunderschöne Melodien, Manuela Kraller’s Goldkehlchen, kreative Riffs – die Songs haben alles, was man sich von einer Symphonic-Metal-Band wünscht.

„Soulcrusher“ ist noch eine Spur härter und schneller als die Vorgänger, unterlegt von Nils Middelhauve’s treibenden Bässen. Dann folgt die erste Ballade „The Dream Is Still Alive“: eingängig, mystisch, perfekt gesungen … Der Song lädt zum Träumen ein, analog „A Thousand Letters“.

Gleich die ersten Sekunden von „The Lost Elysion“ lassen mich wieder erwachen. Mit „Call Of The Wind“ folgt ein weiterer Song in bewährter Nightwish-Manier – und vielleicht einer meiner Favoriten des Longplayers. Das Album neigt sich dem Ende. Auch bei „Cursed“ und „The Nomad’s Crown“ setzen Xandria mit Bewährtem fort.

Wie schon in der Einleitung erwähnt, wechseln die Bielefelder doch auffallend häufig die Dame am Mikro aus: Lisa Middelhauve, Kerstin Bischof, Manuela Kraller und schließlich Dianne van Giersbergen. In meinen Gehörgängen kommt die Stimme von Manuela Kraller am besten an. Sie liegt bezüglich ihres Stimmumfangs und Timbres sehr nah an Tarja Turunen, vielleicht einen Hauch tiefer.

Mit jedem Umlauf des Silberlings erscheint mir das Album näher an den frühen Nightwish-Alben gehalten zu sein. Aber Xandria brauchen sich keineswegs vor ihren offensichtlichen Vorbildern zu verstecken. Das Album ist großartig produziert, es hat in meinen Augen keinen Füllstoff. Ich bin gespannt, wie es weitergeht bei Xandria.

Tracklist:

  1. A Prophecy of Worlds to Fall
  2. Valentine
  3. Forevermore
  4. Euphoria
  5. Blood on My Hands
  6. Soulcrusher
  7. The Dream Is Still Alive
  8. The Lost Elysion
  9. Call of the Wind
  10. A Thousand Letters
  11. Cursed
  12. The Nomad’s Crown
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